Wie konnte es bloß soweit kommen?

Ist ja eine nette Erfindung, der Hospitality Club. Hab'mich nur gewundert, warum mein Mann sich dort angemeldet hat.
Unser Gästezimmer steht nicht wirklich zur Verfügung. Wenn wir wegfahren, haben wir einen Wohnwagen dabei.

Die Verwunderung hat ein Ende. Jetzt weiß ich, warum er dort registriert ist.
Nächste Woche geht er in ein benachbartes Land auf Wanderurlaub. Ich hätte mitgekonnt (allerdings hätte ich es dieses Jahr Konditionsmässig nicht geschafft) aber er besteht auf Zelten, für mich ist eine Jugendherberge der Minimumstandard.
Keiner von uns konnte Kompromisse machen - er will das Campingfeeling, ich will nach einem langen Tag auf den Beinen nicht auf einer Luftmatratze schlafen.

Also wandert er alleine los, aber das mit dem Campingfeeling hat sich wohl bei ihm relativiert.
Über Hospitality hat er einige Mitglieder (Frauen!) angemailt, ob er dort eine Nacht bleiben kann.
Natürlich ist das harmlos, darüber mache ich mir keine Gedanken.

Mich ärgert nur, dass er mir davon nichts erzählt. Das ist doch nichts schlimmes, im Gegenteil, das ist doch was witziges, eine neue Erfahrung, das teilt man doch mit dem Partner.
Ganz abgesehen davon, dass ich denke, er ist in X auf Campingplatz Y, während er in A bei B weilt.

Ein paar Tage hat er ja noch, mir das zu erzählen.
Achja, und sowas sollte ich mal machen ... auf einer Reise bei einem Typen übernachten ......!!!!

Er spricht nur leidlich Englisch. Technisches English gut, aber Umgangssprachliches English nicht gut.
Daher wundere ich mich über drei neue Kontakte in seinem Messenger - alles Amerikanerinnen, jung, Anfang 20, eine geht noch zur Schule, wie man aus ihrem öffentlichen Profil erfahren kann.
Ominös. Was will er mit denen? Ist doch gar nicht sein Beutschema!
Und was ist mit der Zeitverschiebung? Wann will er mit denen chatten?
Sehr seltsam.

Glücklicherweise habe ich nur einen Schweissausbruch pro Tag - aber das immer.
Dauerschweiss sozusagen.
Das erhöht die Wasch- und Bügelfrequenz in diesem Haushalt und das passt mir gar nicht.
Mal abgesehen von dem ekeligen Gefühl, wenn man immer so schwitzt.
Ich wundere mich, dass ich überhaupt noch auf Toilette muss, wird doch alles ausgeschwitzt.
Bäh.

Schmelzpunkt schreibt mir am Mittwoch, ich soll Therapeuten anrufen und für Freitag einen Termin machen.

Vor einiger Zeit habe ich mir von der Kassenärztlichen Vereinigung eine Liste mit Therapeuten in meinem Landkreis schicken lassen.
Ich habe mir Therapeuten in meiner Nähe rausgesucht und gegoogelt um zu erfahren, welche Therapieform angeboten wird und vor allen Dingen, wie erreichbar der Therapeut ist.

Dann habe ich angefangen, rumzutelefonieren.
Bei Therapeuten spricht man immer auf Band, die haben keine Sprechstundenhilfe wie ein Arzt.
Man wartet auf den Rückruf und einige Therapeuten lassen sich da gerne mal ein paar Tage Zeit.

Dann erfährt man, dass z.B. keine Warteliste existiert und man in einem halben Jahr wieder anrufen soll, dass gerade Urlaub ist und man nach dem Urlaub wieder anrufen soll, dass der Therapeut nur Jugendliche behandelt ... usw.
Fünf Therapeuten in den letzten zwei Wochen habe ich angerufen und keinen Termin.

Noch nicht mal der psychosoziale Notdienst hat innerhalb der nächsten Wochen Termine frei!!!!

Also nix mit Mittwochs einen Termin für Freitags machen :-(

Mittwoch, 8.12 Uhr.
Seit 7.00 Uhr ist es schon 20°.
Ich wollte einkaufen, dann im Keller nach unserem Sonnensegel suchen, das über die Terrasse spannen, draussen sitzen,

Jetzt sitze ich im Bett, heule, weil es mir so schlecht geht.
Schweissausbrüche, Herzschmerzen, Schwindel, Kurzatmigkeit.
Das schwül-heisse Wetter verstärkt meine Symptome um ein Vielfaches.
Ich habe Angst, dass mir was passiert, dass ich was mit dem Herzen haben, mit dem Kreislauf (was auch wahrscheinlich so ist)
Ich bin angepisst, weil ich schon wieder einen Tag im Bett verbringen muss.
Ich hoffe, dass ich diesen Tag überhaupt überlebe.
Ich kann mit solchen Tagen nicht umgehen.
Ich habe Angst, zum Arzt zu gehen,
Wie kann man nur so ........... sein.
Ich finde kein Wort, dass mich beschreibt.

So ganz ist das Misstrauische noch nicht raus aus mir.
Er will zu einem Stadtfest, 100 km entfernt. Wie jedes Jahr.
Ich weiß, dort ist regelmässig Ausnahmezustand mit kritischen Situationen wegen Überfüllung.
Ich fahre nicht mit, notiere mir aber vorher den Kilometerstand und messe die Strecke bei GoogleMaps aus.
Am nächsten morgen schaue ich nach dem neuen Kilometerstand: passt.
Aber der Deckel der 12-V-Autosteckdose ist offen. Da hat er sein Navi angeschlossen.
Wozu, wo er doch oft in dieser Stadt ist?
In unserem Müll liegt ein Kaffeebecher von McDonalds.
Warum trinkt er dort einen Kaffee, wo es doch auf dem Stadtfest genug Stände gibt.
So ganz geheuer ist mir das ganze nicht!
Misstrausiche Miss Marple.

Ich hab' noch nicht mal Lust, den Keylogger auszulesen.
Interessiert mich nicht, was er so schreibt.
Allerdings benutzt er ja auch meistens sein Handy für sein erotisches Geplauder mit seinen Schnecken.
Interessiert mich auch nicht.
Tststs, was ist bloss los mit mir?

Verwandtenbesuch erfolgreich hinter mich gebracht.
War anstrengend. Angst und Panik aushalten und nicht zeigen.
Besuch der Grossveranstaltung verweigert, was aber o.k. war, da mein Mann mit seinen Verwandten losgezogen ist.

Sowieso ist der Angetraute seit letzter Woche fast wie in der Kennlernphase.
Ruft von der Arbeit aus an, nur mal so, säuselt rum, ist verschmust, sucht meine Nähe, schickt nette SMS.
"Du kannst so lieb sein, wenn Du willst" sagt er und ist ganz verliebt.
Eigentlich bin ich von Natur aus lieb, nur hat sein Verhalten in der letzten Zeit mir die Liebenswürdigkeiten ausgegtrieben.