Wie konnte es bloß soweit kommen?

Gestern Kopfschmerzen links hinterm Auge,
heute rechts hinterm Auge. Naja, mehr in Richtung Zähne/Nacken.
Abwechslung muss sein!

Das hätte mir klar sein müssen, dass das nicht klappt.
Das mit dem Arzttermin.
Wäre ich hingegangen, hätte ich trotzdem nichts mit mir machen lassen können, kein Blutdruckmessen, kein Blutabnehmen, keine Tabletten nehmen.
Also was soll ich dort?

Als mein Mann am Dienstag früh von der Arbeit aus anrief, dachte ich, er wollte mich motivieren, mir zureden, damit ich hingehe.
Aber er hatte den Termin schon längst wieder vergessen, obwohl ich erst einen Tag vorher davon erzählte.
Er wollte nur, dass ich ihm was bestimmtes einkaufe.
Naja.

Habe einen Termin bei einem Arzt gemacht, den mir meine Freundin empfahl.
Nach Ostern.
Schon jetzt überlege ich, was ich dem Arzt sage.
Der Termin bedeutet noch nicht, dass ich bereit bin, mich umfassend untersuchen zu lassen (Blut abnehmen, Blutdruck messen) und auch nicht, dass ich Medikamente nehmen werde.
Noch nicht.
Ich habe immer eine lange Anlaufzeit!
Aber alles beginnt mit einem ersten Schritt und ich hoffe, das ist ein erster Schritt.

Angeblich gibt ja gerade mein Hormonsystem nochmal so richtig Gas, bevor es für immer versiegt :-(

Sind sprudelnde Hormone Schuld an meinem derzeitigen Zustand? Von Zeit zu Zeit packt mich etwas und schüttelt mich durch, zittern, Schwindel, Schweissausbrüche und heulen.
Jede Meldung in der Zeitung oder im TV bringt mich zum heulen.
Aber so richtig heftig, mit schluchzen und kaum noch Luft bekommen.
O.k., ich bin gerade am Ende meines Zykluses, da hatte ich schon immer heftig PMS, aber zur Zeit potenziert sich das ja um ein vielfaches.

Man, ist das schyce, als ob jemand anderes Besitz von mir ergriffen hätte.

Gestern mal wieder ein relativ guter Tag. Keine 1000 Symptome und auch die Angst hielt sich in Grenzen.
Das liegt auch an der Arztpraxis, die ich seit Jahren kenne. Da habe ich dann weniger Angst.

Aufatmen. Keine geschwollenen Lymphknoten. Nur einfach so geschwollen, Gewebe, Drüsen.
Trotzdem Mammografie zur Abklärung. Die ist eh lange überfällig.

Angeblich ist die Schwellung (und es tut auch sehr weh) hormonbedingt.
Mit 40 ändert sich der Hormonhaushalt und legt sich nochmal richtig ins Zeug, bevor ......
äh, die Ärztin wusste nicht, wie sie den Satz elegant beenden sollte. ;-)

Enttäuschend wieder mal die Reaktion meines Mannes.
Als ich ihm letzte Woche von dem Geschwollenen und meiner Sorge (Brustkrebs) erzählte, wollte er mich zum Arzt fahren.
Nett, aber es war ja Freitagnachmittag (da hat kein Arzt auf).
Seit dem hat er nicht wieder gefragt, ob ich einen Termin gemacht habe.
Selbst, als ich ihm Dienstag sagte, dass er noch nicht mal wieder nachgefragt hätte, wann und ob (!) ich zum Arzt gehe, hat er nicht gefragt.
Enttäuschend sowas.

Seit einigen Wochen ist meine linke Achselhöhle angeschwollen.
Es ist keine Höhle mehr, sondern ein nach aussen gewölbter Hügel.
Es fühlt sich unangenehm an, ein leichtes ziehen bis in die Brust.
Sind die Lymphknoten geschwollen? Was ist da noch so unterm Arm, was anschwellen kann?

Kann man es mir verdenken, wenn ich an Brustkrebs denke, da jeder in meiner Familie Krebs hatte und meine Mutter Brustkrebs und ich mit 20 schon einen Knoten in der Brust hatte, der operativ entfernt wurde?

Wie soll ich mir beim Arzt den Blutdruck messen lassen,
wenn ich doch dort sowieso schon immer so aufgeregt bin
und vom Blutdruckmessen auch noch Panikattacken bekomme?
Da kommt doch kein verwertbarer Messwert raus.
Mist.
Aber mein Blutdruck ist zu hoch, da habe ich die entsprechenden Symptome, lang und schlapp (das bin ich auch: lang und schlapp, höhö)

Bin immer wieder erstaunt, in welchen (Teufels-)Kreisläufen ich stecke, aus denen es scheinbar nicht rausgeht.

Meine Arztphobie wird immer schlimmer.
Es wird aber auch bei den Ärzten immer schlimmer.
Lange Wartezeiten auf einen Termin, lange Wartezeiten trotz Termin.
Es ist nur noch ein Abfertigen. Keine individuelle Betreeung mehr.
Kann ich aber verstehen, die Ärzte bekomme zu wenig Geld.

Wenn ich zum Arzt gehe, schlottere ich vor Angst. Muss heulen.
Da ist man beim Arzt gleich "abgestempelt".
Jeder erkennt sofort die Angsterkrankung und sofort sind alle Symptome psychosomatisch.

Vor einem Jahr hatte ich eine Blutuntersuchung. Alle Werte o.k.
Ergo habe ich auch nichts und der Arzt hat kein Interesse mehr.
Keinesfalls darf ich darauf hinweisen, dass es Krankheiten gibt,
die nicht im Blut zu sehen sind bzw. erst, wenn man speziell danach sucht.
Ohoh, dann wäre ich gleich hysterisch. Ein Hypochonder.

Mein hoher Blutdruck ist unbehandelt!
Weil er beim Arzt nicht messbar ist. So aufgeregt, wie ich bin,
sind die Werte immer zu hoch.
Selbst das Messen zu Hause mit dem eigenen Messgerät ist nicht mehr möglich.
Vom Geräusch des Gerätes kriege ich sofort eine Panikattacke.
Auf gut Glück Blutdrucksenker nehmen geht wohl schlecht.

Nein, zum Arzt gehe ich nicht mehr.
Zuviele Enttäuschungen.

Die Sonne scheint. Bestes Wetter.
Und ich verbringe wieder einen Tag im Bett.
Kopfschmerzen diesmal in der rechten Schädelhälfte.
Abwechlung muss sein.

Montag morgen und ich warte,
das der Tag rumgeht, die Woche, der Monat, mein Leben.
Schwindel, Herzschmerz, Kurzatmigkeit und neu: Schweissausbrüche.
Ich habe Angst, weil ich ganz alleine bin.
Mein Mann bei der Arbeit und die nette Nachbarin,
die sonst immer da ist, ist verreist.

Ich werde vorm Computer sitzen, Karten spielen, heulen, und warten.
Das bald alles vorbei ist.
Auf welche Weise auch immer.